Im Winter
Lob des Winters Verzeiht, ihr warmen Frühlingstage, Ihr seid zwar schön, doch nicht für mich. Der Sommer macht mir heiße Plage, Die Herbstluft ist veränderlich; Drum stimmt die Liebe mit mir ein: Der Winter soll mein Frühling sein. Johann Christian Günther
Kann man sich auf den Winter in Deutschland freuen? Ja, man kann!. Es gibt viele gute Gründe dafür, denn der Winter ist alles andere als nur ein ungemütlicher Übergang zum Frühjahr. Eher das Gegenteil ist der Fall. Nie ist die Luft so klar und frisch, wie im Winter und selten hat man so viele Gelegenheiten, es sich so richtig gemütlich zu machen. Und das gelingt besonders gut, wenn man vorher im Freien war. Der Winter ist aber auch die Zeit der wohlverdienten Ruhe, des langen Schlafes. Wer mit den Lichtrhythmen lebt, kann im Winter besonders viel und gut schlafen.
Alles Lebendige will sich im Winter wieder dahin verkriechen, woher es gekommen ist. Die Sonne erhebt sich nur noch für ein paar Stunden und wandert im niedrigen Bogen und zartem Licht am Himmel. Sie schafft es immer seltener die morgendlichen Nebelschleier trockenzulegen. Der goldene Herbst ist milchiggrau geworden. Wenn die Temperaturen niedriger werden und der erste Schnee die Erde deckt, ziehen sich auch die meisten Tiere zurück: unter die Laubdecke, in die schützende Erde, zwischen Rinde und Baumstamm, in die Höhle, auf die Dachböden und auf den Grund der Seen. Die Pflanzen reduzieren ihre Lebensprozesse auf ein Minimum und scheinen abgestorben. Diese Zeit des Jahres erinnert daran, dass alles aktive Leben lange Phasen der Regeneration braucht. Pflanzen und Tiere halten ihren Atem an und sparen ihre Kräfte, denn der nächste Temperamentsausbruch kommt bestimmt.
Lassen auch wir uns von der Winterwelt zwischen Tag und Traum verzaubern. Ziehen wir also mit gutem Gewissen die Daunendecke über den Kopf. Wir haben es verdient.
Winter Soonwald-Rezepte
Liköre lassen sich aus fast allen Wildfrüchten und ihren verschiedenen Pflanzenteilen herstellen, da ihre konzentrierten Inhaltsstoffe durch den alkoholischen Auszug einen kräftigen Geschmack hinterlassen: zum Genuss und als Medizin. Gerade die extrem sauren Früchte, wie Schlehen und die bitteren Kräuter, wie Wermut, Malve oder das Tausendgüldenkraut sind seit Jahrhunderten in der Volksmedizin beliebt. Diese „bittere“ Medizin diente dazu Magen und Darm kräftig zu reinigen, notfalls mit Erbrechen. Die alten Brechmittel haben sich im Laufe der Jahrhunderte zur Leckerei des Likörs entwickelt: Der bittere Nachgeschmack ist geblieben. Zucker und Alkohol sind im Zeitalter der industrialisierten Nahrungsproduktion keine Kostbarkeiten mehr. Aber bei übermäßigen Genuß hat der Alkohol immer noch die altbekannte Wirkung. Das Wort „Likör“ stammt von „liquirizia“, die süße Wurzel, aber oft genug sind es bittere Wurzeln und Blätter, die zu dem verarbeitet werden, was wir heute einen Likör zu nennen gewohnt sind oder einen Kräuterbitter wie „Jägermeister“ oder „Underberg“.
Und vielleicht ist der starke bittere Espresso nach dem Essen heute noch ein Relikt der alten Methoden sich vor Vergiftung durch Bitterstoffe zu schützen, die ein Erbrechen auslösen. Erst im 17. Jahrhundert begann man „Brech“getränke und Verdauungshilfen mit Zucker und anderem Sirup zu versetzen. Der Weg endet bei dem Kultgetränk der Moderne „Coca Cola“, aus der schließlich der Zucker wieder herausgezogen werden musste, damit sie nicht dick macht.
Heute sind die Methoden sicher weniger drastisch, doch die „aufräumenden“ Wirkungen eines Kräuterschnapes wissen auch wir zu schätzen. Eine ausgewogene Verdauung und ein guter Appetites tragen auch heute noch dazu bei die seelischen Kräfte in die Balance zu bringen, zum beispiel mit dem „aufhellenden“ Johanniskraut.
Geeignet sind:
Früchte:
Schwarzer Holunder, Brombeere, Schlehe, Hagebutte, Weißdorn
Blüten:
Löwenzahn, Rosen, Johanniskraut
200 g Früchte oder eine Handvoll Blüten in eine Flasche füllen mit Wodka oder Korn auffüllen. Nach Geschmack 50 bis 150 g Kandis zugeben. Die Flasche gut verschließen und bei Zimmertemperatur mindestens sechs Wochen ziehen lassen. Danach die Pflanzenteile abfiltern.
Schlehe, Hagebutte, Vogelbeere, Weissdorn
Die Früchte verlesen, waschen und einfrieren. Nach frühestens einem Monat wieder auftauen und mit kaltem Apfelsaft bedeckt aufsetzen. Bei kleiner Hitze weich kochen und durch eine Flotte Lotte oder ein Sieb passieren. Das Fruchtmus wiegen und mit der entsprechenden Menge Gelierzucker nach Angaben des Herstellers weiter zubereiten.
Wildfruchtkonfitüre a la Hobbythek
500 g Fruchtmus
500 g Zucker, Fruchtsüße HAT oder Zuckeraustauschstoffe
2-3 geh. TL Apfelpektin HVM
3 Meßl. kristalline Apfelsäure
Vier Eßlöffel des Zuckers, Fruchtsüße HAT oder Zuckeraustauschstoffe (Sorbit oder Xylit) trocken mit dem Pektin vermischen. Diese Mischung unter das Fruchtmus mischen und kurz im Topf aufwallen lassen. Dann die Apfelsäure mit dem restlichen Zucker vermischen und ebenfalls unterrühren. Die Masse noch mal drei Minuten aufkochen lassen. Wählen Sie einen großen Kochtopf, da die Masse sehr schäumt. Der Topf darf nicht abgedeckt werden. Die Masse kochend heiß in die Gläser füllen. Dazu eine speziellen Trichter verwenden, damit der Glasrand sauber bleibt. Nach dem Abfüllen die Gläser sofort zuschrauben und für ein bis zwei Minuten auf den Kopf stellen. Dadurch werden im Deckel vorhandene Keime abgetötet.
Stachelige Vitaminspeicher
andere Namen
Lat: Rosa canina und ihre vielen Verwandten
Volksnamen: Hundsrose, Heckenrose, Hagdorn, Wilde Rose, Dornröschen
Verwendbare Pflanzenteile
Blüten und Scheinfrüchte
Botanik
Es gibt eine Unzahl von Wildrosen und genauso vielfältig sind ihre Blüten und Früchte. Am häufigsten trifft man auf die Hundsrose, die Rosa canina, deren Strauch bis zu fünf Metern hoch wird. Im Juni erscheinen die zarten blassrosa oder weißen Blüten mit ihrem feinen Duft. Ab September reifen die leuchtend roten Früchte, die Hagebutten. Andere einheimische Arten sind die Blaugrüne Rose, die Lederrose, die Stumpfblättrige Rose, die Buschrose, die Weinrose, die Feldrose, die Keilblättrige Rose, die Kleinblütige Rose, die Filzrose, die Kratzrose, die Apfelrose, die Rauhblättrige Rose, die Rotblättrige Rose, die Zimtrose, die Alpenheckenrose, die Bibernellrose, die Kriechrose, die Blaßrote Kriechrose, die Essigrose und die Kartoffelrose. Ausgerechnet die Kartoffelrose wird besonders häufig an öffentlichen Plätzen angepflanzt. Der Grund dafür sind wahrscheinlich ihre besonders große Blüte und die dicken Früchte.
Doch das sind auch schon die einzigen Vorteile. Das ist sehr verwunderlich, da unter allen genannten Arten nur die Kartoffelrose keine einheimische Art ist und aus Nordamerika eingebürgert wurde. Ihre harten Blätter können von den meisten einheimischen Insekten gar nicht benagt werden.
Wildrosen lieben einen sonnigen Standort. Ansonsten sind sie äußerst genügsam. Sie finden sich auch auf steinigem Grund und klettern bis zu 1600 Metern hoch. Sie bevorzugt kalkhaltigen Boden. Alle unsere Gartenrosen stammen von Wildrosen ab. Sie sind Zuchtformen, die bei weitem nicht die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit ihre wilden Verwandten haben.
Die einheimischen Wildrosen stehen auf der Hitliste der Futtersträucher für Insekten ganz oben, genau auf Platz 5. In der Summe finden 103 Kleinlebewesen im Wildrosenstrauch Nahrung, davon allein 31 Kleinschmetterlinge. Auch bei den Wildbienen sind die Rosen beliebt, so wird die Hundsrose von 10 verschiedenen Wildbienenarten besucht. In der Hitparade der Futtersträucher für Vögel liegen die Wildrosen auf Platz 11 mit 27 Vogelarten.
Doppelgänger
Die Kartoffelrose hat dicke fleischige Hagebutten Sie wird häufig in Parkanlagen gesetzt, ist aber keine einheimische Art. Eine Verwechslung ist unproblematisch, da auch sei genießbar ist.
Geschichte und Mythos
Im alten Volksglauben schützen alle Dornsträucher und so auch die stacheligen Zweige der Wildrose vor Verzauberung. Gegen die Verhexung des Viehs wurden Wildrosenzweige an Stalltüren und Fenster genagelt. Wie die Wildrosen selber sollen auch ihre Früchte, die Hagebutten gegen Zauber wirken. Als Mittel gegen Hexen vergräbt man unter der Türschwelle ein Hagebutte. Als besonders Hilfe gegen Unfälle und Krankheiten im bevorstehenden Jahr wirkt das nüchterne Verzehren von drei Hagebutten am Weihnachtsabend, am Silvesterabend und am Neujahrstag. Auch dem Vieh wurden an Weihnachten und Neujahr Hagebutten ins Futter gegeben. Wenn es im Herbst viele Hagebutten gibt, soll ein harter Winter folgen. Dasselbe wurde auch von Brombeeren, Ebereschen und Weißdorn gesagt.
Wirkung
Hagebutten sind wahre Vitaminbomben. Außer ihrem besonders hohem Anteil an Vitamin C enthalten sie noch die Vitamine A,B, E und K sowie wertvolle Fruchtsäuren und Spurenelemente.
Ernte und Kulinarisches
Die Hagebutten kann man frühestens im Oktober ernten, vorher sind sie noch zu hart und nur äußerst mühsam zu verarbeiten. Man kann also getrost den Winter abwarten und sie vielleicht sogar noch beim ersten Spaziergang im Schnee Hagebutten ernten.
Küchentipps
Für viele Rezepte mit Hagebutten braucht man zunächst einmal das Hagebuttenmark. Früher sagten die Leute: „Täglich einen Eßlöffel Hagebuttenmus und die Erkältung kommt erst gar nicht ins Haus.“ Das Mark ist eine Basis für viele Rezepte und lässt sich gut aufheben. Dazu sammelt man die Hagebutten im Oktober oder November vor dem ersten Frost. Sie sollten richtig reif sein, das heißt, schon ein ganz kleines bisschen weich. Die frischen Früchte werden von Stielen und Blättern befreit und mit einem scharfen Messer geteilt. Dann kratzt man mit einem scharfkantigen Kaffeelöffel die Kerne aus den Fruchthüllen. Diese werden dann nochmals gewaschen und von feinen Härchen befreit. Die Fruchthüllen lässt man dann eine Nacht knapp mit Wasser bedeckt stehen und kocht sie dann am nächsten Tag etwa 30 Minuten bis sie weich sind. Nun lässt sich die Masse durch eine Flotte Lotte oder auch Passevit genannt passieren oder mit einem Holzlöffel durch ein stabiles Sieb streichen.
BU: Im Herbst braucht man für die wilde Küche eine Flotte Lotte.
Eine neue Flotte Lotte ist nicht ganz billig. Manchmal hat man die Gelegenheit ein noch funktionsfähiges gerät beim Trödler oder auf dem Flohmarkt zu erstehen.
Das Hagebuttenmark ist fertig. Es kann so eingefroren werden oder nochmals aufgekocht heiß in saubere Schraub- oder Twist Off Gläser gefüllt werden.
Rezept
Hagebuttenmarmelade mit Äpfeln „Herbstsonne“
klassisch
Eine Marmelade, die durch ihren köstlichen süßherben Geschmack auch Marmeladenmuffel überzeugt. Die Zutaten sind so preiswert, dass man beim Wein nicht sparen braucht.
1 1/2 kg Hagebutten
750 g Äpfel
200 ml tockener, fruchtiger deutscher Rotwein
100 ml Rotwein
1,2 kg Zucker
Die Hagebutten gründlich waschen, von den Blättern und Stielen befreien und zerteilen. Die Kerne aus den Früchten herausschaben. Einfacher ist es, die ganzen Hagebutten mit dem Schneidstab (Zauberstab) zu grob zerkleinern. Die Äpfel mit einer Reibe grob raffeln. Die Früchte zusammen mit dem Wasser, dem Rotwein und dem Zucker eine gute halbe Stunde kochen. Dann durch ein stabiles Sieb streichen oder durch eine Flotte Lotte und nochmals aufkochen. Heiße Masse in ein vorher mit siedendem Wasser ausgespültes Schraubglas geben und verschleißen. Glas für etwa 2 Minuten umdrehen. Die Marmelade dickt von selbst im Glas nach.
Hagebuttenmarmelade mit Äpfeln, „Herbstsonne“
à la Hobbythek
2 TL Äpfelsäure
4 geh. TL Apfelpektin HVM
400 g Zucker
500 g Hagebutten
250 g Äpfel
200 ml Wasser
100 ml Rotwein
Äpfelsäure und Pektin mit drei Esslöffeln Zucker vermengen. Die Hagebutten gründlich waschen, von den Blättern und Stielen befreien und zerteilen. Die Kerne aus den Früchten herausschaben. Einfacher ist es, die ganzen Hagebutten mit dem Schneidstab (Zauberstab) zu grob zerkleinern Die Äpfel mit einer Reibe grob raffeln. Die Früchte zusammen mit dem Wasser, dem Rotwein und dem Zucker eine gute halbe Stunde kochen. Dann durch ein stabiles Sieb streichen oder durch eine Flotte Lotte streichen. Nochmals vorsichtig aufwallen lassen. Zuckermischung zugeben und nochmals aufkochen. Heiße Masse in ein vorher mit siedendem Wasser ausgespültes Schraubglas geben und verschleißen. Glas für etwa 2 Minuten umdrehen. Die Marmelade dickt im Glas von selbst nach.
Die Zauberpflanze
andere Namen
Lat: Prunus spinosa, (Rosaceae, Rosengewächse)
Volksnamen: Schlehdorn, Schwarzdorn, Heckendorn, Hagedorn, Bockbeerli
Der deutsche Name Schlehe , verwandt mit dem altslawischen „sliva“, das sich noch im Slivovitz, dem Pflaumenschnaps wiederfindet kommt aus dem althochdeutschen „sleha“
Engl. Blackthorn
Franz. Prunelle
Verwendbare Pflanzenteile
Blüten, Früchte, Blätter
Botanik
Dorniger bewehrter Strauch, der mit seinen spitzen Dornen undurchdringliche Hecken bildet, genügsam und widerstandsfähig, gehört, was viele nicht wissen zur großen Familie der Rosengewächse, der Roasceaen, zu denen neben der Rose als Namesgeberin auch alle Steinobstarten zählen, wie Süßkirschen, Pflaume, Aprikose und Pfirsich. Die Schlehe stammt urspünglich aus unseren Breiten, Mitteleuropa, hat sich aber nach Asien und Nordamerika ausgebreitet. der bereits Ende März, Anfang April vor dem Blätteraustrieb mit Blüten übersät ist. Die kurzlebigen Blüten produzieren reichlich Nektar für viele Insekten. Die Früchte reifen im Oktober und sind vor der Vollreife weder für Mensch noch für Tiere attraktiv. Erst der Frost macht sie genießbar. Das Fruchtfleisch löst sich nur schwer vom Kern. Die Früchte sind sehr sauer und haben einen hohen Gerbstoffgehalt. Wahrscheinlich ist die Schlehe der wilde Vorfahre unserer Pflaumen und Zwetschgen.
Die Schlehe leibt lichte vollsonnige trockene Waldränder und Berghänge. Sie bildet sehr schnell und bildet irgendwann ein schier undurchdringliches Dickicht. Man findet sie in Nachbarschaft mit Wildrosen, Berberitze, Schneeball und Ginster. Früher pflanze man Schlehen als wehrhaften Zaun. Das würde auch heute noch Sinn machen, denn eine Schlehenhecke bietet Schutz und Nahrung nicht nur für Menschen , sondern auch für Vögel und Schmetterlinge anderen zahllosen Tierarten. Thujahecken dagegen nicht. Die einheimische Schlehe steht auf der Hitliste der Futtersträucher für Insekten ganz oben, genau auf Platz 3, gleich hinter der Salweide und dem Weissdorn. In der Summe finden 137 Kleinlebewesen im Schlehenbusch Nahrung, davon allein 73 Kleinschmetterlinge. Auch 18 Wildbienenarten finden Gefallen an der Schlehe. An der heimischen Schlehe läßt sich auch gut zeigen wie sich die Verwendung exotischer Gehölze im vergleich zu ihrer heimischen Verwandtschaft auswirkt: während bei der Schlehe 20 Vogelarten Nahrung finden, können mit dem beliebten exotischen Gehölz, dem immergrünen Kaukasus-Kirschlorbeer nur drei unserer Vogelarten was anfangen.
Doppelgänger
Verwechslungen sind vielleicht mit verwilderte Pflaumen oder auch mit dem blühenden Weißdorn möglich. Aber im Gegensatz zur Schlehe blüht der Weissdorn erst wenn auch die ersten grünen Blättern am Strauch sind. Die Schlehe blüht bevor ihre Blätter erscheinen. Alle Verwechslungsmöglichkeiten sind harmlos, da es sich nur um andere eßbare Arten handelt.
Geschichte und Mythos
Funde belegen, dass die Früchte der Schlehe auch schon in vorgeschichtlichen Zeiten gesammelt und verzehrt wurden. Bei Ausgrabungen aus der Jungsteinzeit fand man Unmengen von Schlehenkernen. Das bedeutet das unsere Vorfahren seit Jahrtausenden Schlehen gegessen haben.
Unreife Schlehen hat man früher zum Schwarzfärben von Wolle verwendet. Man kaute getrocknete Schlehen um den Speichelfluß zu fördern. Dies war eine große Hilfe für die Spinnerinnen, die ihre Finger immer wieder mit Speichel befeuchten mussten, um weiter spinnen zu können. Nur so glitt der Wollfaden gut durch die Finger. Wie alle Dornsträucher galt auch der Schlehdorn als Abwehrstrauch gegen das Böse. Am Walpurgisabend hefteten die Bauern Schlehdornzeige an die Stalltüre, um den Hexen den Einlass zu verwehren. Gerede im Frühjahr, wenn die Schlehe wie in einer Wolke aus Blüten da steht, soll sie besondere Kraft haben. In Böhmen glaubte man, dass man mit den ersten Blüten Flöhe aus den Betten vertreiben kann. Schlehenblüten in Milch aufgekocht galten als Mittel gegen zu viele Sommersprossen. Ißt man die ersten drei Schlehdornblüten, die man im Frühjahr sieht, dann ist man das ganze Jahr vor Sodbrennen geschützt. Bricht man vom blühenden Schlehdorn einen Dorn und reibt damit das Zahnfleisch verschwinden die Zahnschmerzen. Am Abend vor St. Martin soll man Schlehdornzweige auf die Blumenbeete legen um die Blüten vor Frost zu schützen.
Nach einer schwäbischen Legende entstand aus einem Schlehdorn die Dornenkrone Christi, daher schlägt auch kein Blitz in den Strauch ein und bei Gewitter ist man unter ihm sicher.
Inhaltsstoffe
Früchte:
organische Säuren
Gerbstoffe
Bitterstoffe
Vitamin C
im Kern: Blausäuregylkoside,
Blüten:
Flavonoide
Amygdalin
Cumarinderivate
Wirkung
Der Kern der Schlehe ist blausäurehaltig. Das klingt zunächst mal sehr gefährlich. In Maßen genossen ist der Blausäureanteil jedoch unbedenklich, doch sollte man nicht unbedingt die Kerne zerbeißen. Die Blausäure verleiht dem Schlehenlikör das bittermandelartige Aroma. Schlehen wirken „adstringierend“, das heißt zusammenziehend. Das ist die Ursache für eine Fülle weiterer Wirkungen: sie sind harntreibend, leicht abführend, entzündungshemmend und appetitanregend.
Schlehen sind nicht für einen Verzehr in größeren Mengen geeignet. Roh verursachen sie Magen- und Darmbeschwerden. Aber eine Gefahr der Überdosierung besteht schon deshalb nicht, weil die Ernte so mühsam ist und ihr Geschmack so extrem sauer. Schlehen helfen gegen Appetitlosigkeit und leichten Durchfall. Sie wirken allgemein kräftigend. Die weißen kleinen Blüten der Schlehe sind wahrscheinlich eines der ältesten Naturheilmittel überhaupt. Man sammelt die zarten Blüten vorsichtig und trocknet sie in einem warmen Raum. Für eine Tasse Tee braucht einen Teelöffel Blüten. Mit kochendem Wasser aufgießen und unter gelegentlichem Umrühren 5 Minuten ziehen, absieben. Bei normaler Dosierung von täglich drei Tassen sind auch bei diesem Heiltee keine Nebenwirkungen zu erwarten. Dennoch sollte man Schlehentee, wie alle anderen Heiltees auch nur kurmäßig trinken, das heißt nach etwa vier Wochen wechselt man zu einem andern Kräutertee.
Innere Anwendung
* Erkältungen
* Appetitmangel
* Rekonvaleszenz
* Darmträgheit
* Gicht
Also genau das Richtige für den körperlichen „Frühjahrputz“.
Aus Schlehenblüten wird auch ein feines Öl gewonnen, das in Reformhäusern und Apotheken erhältlich ist. Es wird äußerlich als Massageöl und für Fußbäder verwendet, aber auch für die medizinische Hautpflege:
Äußere Anwendung
* Erkältungskrankheiten
* Frieren
Ernte und Kulinarisches
Die Schlehenblüten für einen Frühjahrsteeaufguß kann man je nach Klima schon Ende März ernten. Sie haben zu dieser Zeit einen besonders zarten Mandelgeschmack. Man kann die getrockneten Blüten auch mit schwarzen Tee mischen. Für die Ernte der Früchte muss man sich allerdings etwas in Geduld üben und den Winter abwarten. Die herb-sauren Früchte sind erst nach dem ersten Frost genießbar. Sie schmecken dann milder lassen sich auch besser verarbeiten. Doch leider haben zu diesem späten Zeitpunkt schon die Vögel für die erste Ernte gesorgt. Deshalb ist es schlauer, früh zu ernten und die Beeren einfach liegen zu lassen. Noch besser kann man sie mit moderner Küchentechnik so richtig mürbe machen. Man füllt die Früchte, am besten zu 100 g abgewogen in Gefrierbeutel und friert sie ein. Nach ein paar Tagen kann man sie dann wieder auftauen und weiterverarbeiten Schlehen lassen sich ähnlich wie Holunder und Hagebutten gut mit Pflaumen, Äpfeln und Birnen kombinieren. Auch sie haben einen so „starken Charakter“ und Eigengeschmack das sie ihn auch in Gemeinschaft mit der „kultivierten“ Verwandtschaft nicht verlieren. Ihr Aroma wird dominieren. Man kann die Beute auch trocknen und als Zutat zu einem Wildfruchttee verwenden oder einfach mal zwischendurch kauen. Getrocknet schmecken Schlehen lecker sauer und trotzdem angenehm mild.
Es hat keinen Zweck zu verschweigen, dass die Schlehenernte eine äußerst mühsame Sache ist. Die festen langen Dornen machen den Schlehbusch zwar zu einem idealen Vogelschutzgehölz, doch die Ernte der Früchte ist umso mühsamer. Nur Kleidung und unempfindliche Handschuhe schützen vor Verletzungen. Außerdem ist die Schlehenernte ist von Jahr zu Jahr extrem unterschiedlich. In manchen Jahren findet man im dornigen Gestrüpp kaum eine Beere. In anderen Jahren sind die Hecken voll der schwarzblauen Kugeln. Doch auch dann braucht man für ein Kilogramm Früchte sicher eine Stunde Pflückzeit.
Extra
Mit den Steinen der Schlehen lassen sich, ähnlich wie mit Kirschsteinen auch Kissen füllen. Man erwärmt die Kissen im Backofen oder in der Mikrowelle und legt sie auf schmerzende Muskeln oder Gelenke. Die Kerne halten die Wärme wunderbar andauernd.
Küchentipps
Die Lieblingsrezepte mit Schlehen sind Marmeladen oder Liköre, die außerdem noch verdauungsfördernd wirken. Man kann sie auch als ungewöhnliche süß-saure Beilage in Essig einlegen.
Rezept
Schlehenlikör „Hexenschreck“
500 g vollreife gefrorene Schlehenfrüchte
1 l fruchtig herber deutscher Rotwein
3 Gewürznelken
1 Stück Zimtrinde im ganzen
1 Päckchen Vanillezucker
2 Stück Sternanis
1 l reiner Weizenkorn oder Wodka (38%)
300 g Zucker
5 Essl. Rum
Die Schlehen waschen, trocknen und einen kleinen Teil der Früchte in einem Steinmörser mit den Kernen zerstoßen, denn die Kerne geben das Bitteraroma. (Vorsicht, nicht zuviel, siehe...) Die anderen Früchte nur so weit drücken, dass die Kerne ganz bleiben. Am einfachsten zerkleinert man die Früchte grob mit einem Rührstab. Die Masse gerade mit Wasser bedeckt aufkochen und abkühlen lassen. Dann den Rotwein zugeben und eine Woche in einem kühl und dunkel Raum ziehen lassen. Die Mischung passieren und dann nochmals mit den Gewürzen aufkochen. Den Zucker und den Vanillezucker zugeben und fünf Minuten weiterkochen lassen. Wieder abkühlen. Zuletzt die Flüssigkeit mit dem Alkohol vermischen. Den Likör in Flaschen füllen und kühl lagern.
Schlehenlikör schätzen schon unsere Vorfahren zum Aufwärmen an kalten Wintertagen.
Schlehenmarmelade
à la Hobbythek
2 TL Äpfelsäure
4 geh. TL Apfelpektin HVM
400 g Zucker
250 g tiefgekühlte Schlehen
250 g tiefgekühlte Pflaumen
250 ml Rotwein oder Traubensaft
1 Prise Gewürznelkenpulver
Äpfelsäure und Pektin mit drei Esslöffeln Zucker vermengen. Die Früchte auftauen, gründlich waschen und zerdrücken. Die Pflaumen zerteilen. Die Früchte zusammen mit dem Wasser, dem Rotwein, dem Zucker und dem Gewürz eine gute halbe Stunde kochen. Dann durch ein stabiles Sieb streichen oder durch eine Flotte Lotte streichen. Nochmals vorsichtig aufwallen lassen. Zuckermischung zugeben und nochmals aufkochen. Heiße Masse in ein vorher mit siedendem Wasser ausgespültes Schraubglas geben und verschleißen. Glas für etwa 2 Minuten umdrehen. Die Marmelade dickt im Glas nach.
Schlehenmarmelade bringt den Appetit zurück.
„Im Morgengraun des 1. Mai ein junges Mädchen draußen sei. Im Weißdorntau spazierengehn macht junge Mädchen wunderschön.“
andere Namen
Hagedorn
Lat: Crataegus laevigata (Rosaceae, Rosengewächse)
Volksnamen:
Engl. Hawthorn
Franz. Aubepine
Verwendbare Pflanzenteile
Blätter, Blüten und Früchte
Botanik
Der Weißdorn ist ein dorniger Strauch. Aber es gibt auch Weißdornbäume. Der Weißdorn bevorzugt sonnige Hänge mit magerem Boden. Er findet sich als Pioniergehölz auf unbewirtschafteten Wiesen und Weinbergen, an Waldrändern und in Lichtungen. Die Blüten duften etwas unangenehm nach Trimethylamin. Der Weißdorn verträgt einen kräftigen Rückschnitt, er ist deshalb auch eine ideale Heckenpflanze. Zahlblose Tiere, Käfer, Hautflügler, Vögel ernähren sich vom Weißdorn und nisten in ihm. Deu Weißdornfrüchte sind botanisch betrachtet Apfelfrüchte und sie sehen ja auch tatsächlich aus wie winzige rote Äpfelchen. Sie enthalten ein bis zwei harte Kerne. Der einheimische Weissdorn steht auf der Hitliste der Futtersträucher für Insekten ganz oben, genau auf Platz 2, gleich hinter der Salweide. In der Summe finden 163 Kleinlebewesen im Weissdorn Nahrung, davon allein 56 Kleinschmetterlinge. Auch 16 Wildbienenarten bevorzugen Weissdorn. Am Beispiel des heimischen eingriffeligen und zweigriffeligen Weissdorn läßt sich gut zeigen, wie sich die Verwendung exotischer Gehölze im Vergleich zu ihrer heimischen Verwandtschaft auswirkt: während beim eingriffeligen und zweigriffeligen Weissdorn 32 Vogelarten Nahrung finden, können mit dem exotischen Verwandten, dem Lavalls Weissdorn nur drei unserer Vogelarten etwas anfangen.
Doppelgänger
Es gibt eine zweite sehr ähnliche Weißdornart, den eingriffligen Weißdorn, Crataegus monogyna (Rosaceae, Rosengewächse)die sich nur sehr wenig vom zweigriffeligen unterscheidet und sich genauso für eine kulinarische und heilsame Nutzung eignet.
Die Früchte des Weißdorns ähneln entfernt denen des Mehlbeerbaum (Sorbus aria) Der Mehlbeerbaum ist jedoch auf der Unterseite seiner Blätter silbrig behaart. Die Früchte lassen sich genauso verwerten wie Weißdornfrüchte. Es besteht also keinerlei Gefahr für eine gefährliche Verwechslung.
Geschichte und Mythos
Der deutsche Name „Hagedorn“ stammt von dem althochdeutschen „Hag“ ab, was so viel wie „Einfriedung“ bedeutet. Früher nutzte man den Weißdorn vielfältig als lebendige Hecke, die durch ihre festen Dornen ein undurchdringlichen Schutz bildete. Die Abwehr galt nicht nur wilden Tieren sondern auch Geistern und Dämonen, insbesondere der altnordischen Hexe, die „Hagazissa“ oder „Hagazussa“ genannt wurde. Das Wort „Hagazussa“ bedeutet soviel, wie „die auf dem Zaun sitzende“, oder auch „reitende“ Hexe. Das „Hageweib“ war also ganz nah bei den Menschen und gleichzeitig Teil der Wildnis.
Nach dem alten Volksglauben war der Weißdorn, wie auch andere dornenbewehrte Pflanzen (siehe : Schlehen) eine magische Pflanze, die bösen Zauber abwehren konnte
Aus gerösteten Kernen der Weissdornfrüchte stellte man in Notzeiten, zum Beispiel noch während des Ersten Weltkrieges, eine Kaffeeersatz her. Aus dem harten Holz wurde man ein Spazierstock hergestellt und aus Rinde und Wurzel gelber Pflanzenfarbstoff.
Inhaltsstoffe
Früchte:
Vitamin C
organische Säuren
Pektine
Procyanidine
Flavonoide
Wirkung
Jeder hat schon mal eine Packung mit Herzmittel gesehen, auf denen der Weißdorn abgebildet ist.
Tatsächlich sind die blutroten Früchte herzstärkend und helfen bei leichteren Formen von Herzerkrankuzngen. Es scheint so, als wollten sie mit ihrer Farbe darauf hinweisen, wofür sie nützlich sein können. Die Früchte haben einen hohen Pektingehalt. Pektine sind Substanzen, die auch als Geliermittel verwendet werden. Neuere Forschungen haben ergeben, dass Pektine den Cholesterinspiegel senken können. Die besonders herzwirksamen Substanzen sind die Procyanidine und die Flavonoide. Diese sekundären Pflanzenstoffe kommen in der ganzen Pflanze vor und fördern die Durchblutung des Herzens und der Herzkranzgefäße. Da Arznei mittel standardisiert werden müssen, enthalten sie immer nur bestimmte Substanzen in genau festgelegten Qualitäten. Aber da das Ganze immer besser ist als die Summe seiner Einzelteile ist es sicher kein Fehler sich auch mal aus der Apotheke der Natur direkt zu bedienen, besonders dann, wenn der versuch mit exquisiten Geschmackserlebnissen verbunden ist.
Ernte und Kulinarisches
Weissdornfrüchte kann bis weit in den November hinein ernten. Ihre herben Früchte sind zwar auch schon roh verzehren, aber kulinarisch noch kein Höhepunkt. Man kann aber auch schon im September mit der Ernte beginnen, nur muss man dann die Früchte zum Nachreifen mindestens eine Woche liegenlassen, damit sie etwas weicher werden oder – noch einfacher – man friert sie ein. Das hat den Vorteil, dass im September die tierischen Konkurrenten noch nicht abgeräumt haben. Ein Teil der Früchte sollte man auf jeden Fall für den eigenen Haustee „Winterwärme“ trocknen.
Beim Kochen der Früchte ist man zunächst mit dem gleichen leicht unangenehmen Geruch konfrontiert, den man vom Frühjahr kennt, wenn man an einer blühenden Weißdornhecke entlang geht. Die biogenen Amine (z.B. Trimethylamin) werden in der warmen Frühlingssonne und beim Erhitzen freigesetzt. Das unangenehme Aroma verliert sich jedoch schnell und weicht einem klöstlichen Aroma.
Auch die ganz jungen Blätter des Weißdorns, die im April erscheinen haber einen überraschend angenehm nussigen Geschmack, Sie sind eine Bereicherung für jeden Frühlingssalat.
Küchentipps
Die Früchte des Weißdorns vertragen sich gut mit Äpfeln und Birnen. In dieser Kombination lassen sich viele verschiedene köstliche Marmeladen, Gelees und Desserts herstellen. Die Kombination von Wildfrüchten mit Zuchtformen hat den Vorteil, dass man auf der einen Seite das intensive herb-aromatische Aroma der Wildfrucht und ihre geballten Inhaltsstoffe hat, gleichzeitig aber die Fülle und Milde des Zuchtobstes. Außerdem braucht man nicht so viele Wildfrüchte für die Rezepte. Das hilft, denn oft ist das Sammeln großer Mengen schwierig ist.
Weißdorn verleiht jeder Zubereitung eine wunderbare tiefrote Farbe. Gegen Sie einfach ihren gewohnten Dessertrezpten etwas Weißdornmus zu. Die Zubereitung ist dieselbe wie bei Hagebutten. Solche Mischrezepte mit Weißdorn lohnen auf jeden Fall einen Versuch!
Rezepte
Weißdorndessert „Herbstglut“
1 kg Weißdornfrüchte
1 kg Äpfel
Apfelsaft
Zucker oder Honig nach Geschmack
Löffelbisquit
Weißdornlikör oder ein anderer Likör
Die Weißdornfrüchte waschen, sorgfältig verlesen. Die Äpfel in Stücke schneiden. Die Früchte mischen und knapp mit Apfelsaft bedeckt aufsetzen und bei kleiner Hitze köcheln lassen bis alles weich ist. Das dauert etwa eine viertel Stunde. Den Mus durch ein kräftiges Sieb oder eine Flotte Lotte passieren und die Kerne zu entfernen. Abkühlen lassen. Eine rechteckige Schale mit Löffelbiquit auslegen. Mit dem Likör, oder wer Alkohol vermeiden will, mit etwas Apfelsaft beträufeln. Das Weißdorn-Apfelmus über die Bisquits streichen. Darauf wieder eine Bisquitschicht legen und zum Abschluß wieder eine Schicht Mus darüber streichen. Kühl stellen und kurz vor dem Servieren mit Blättern oder Blüten garnieren.
Weißdornlikör „Herzenssache“
200 g Weißdornfrüchte
1 Flasche Weizenkorn oder Wodka 32%
100 g Kandis
Die Weißdornfrüchte waschen, sorgfältig verlesen und in eine Flasche füllen. Den Zucker dazu gebe und den Alkohol zugeben. In einem warmen Raum mindestens 4 Monate ziehen lassen. Danach den Likör filtern.
Tee „Winterwärme“
100 g getrocknete Hagebutten
100 g Weißdorn
50 g Schlehen
Die Früchte mischen und mit dem Schneidstab grob zerkleinern. Das Gemisch in ein braunes dichtes Schraubglas geben. (in der Apotheke erhältlich). Für den Tee einen Eßlöffel pro Tasse mit kochendem Wasser aufgießen und 10 Minuten ziehen lassen. Nach Geschmack süßen.