„Gemeinsam für den Wald“ im Forstamt Soonwald

Der nächsten Waldgeneration eine Chance geben


„Gemeinsam für den Wald“ im Forstamt Soonwald anlässlich der Deutschen Waldtage 2020

Arbeitseinsatz des Forstamtes Soonwald in Entenpfuhl in Kooperation mit der „Initiative Soonwald e.V.“ am 19. September 2020: Es waren 16 Freiwillige, die sich von der Einladung zum „Arbeitseinsatz im Wald“ nicht abschrecken ließen. Die hochmotivierte Truppe, die es kaum erwarten konnte loszulegen, traf sich am Forstamt Soonwald. Michael Veeck, Förster und Waldpädagoge, informierte zunächst über die Hintergründe der Aktion anlässlich der Deutschen Waldtage. Er stimmte auf die Lage ein „Wir wollen nicht übertreiben, aber die Lage ist dramatisch. Der Wald ist in großer Not und er ist Lebensgrundlage für uns alle. Es gibt viel zu tun und wir können die Krise nur gemeinsam meistern.“ Forstamtsleiter Bernhard Frauenberger unterstütze seinen Kollegen mit weiteren Informationen an die Teilnehmer zur Schadensituation im Soonwald. „Wir erleben jetzt im dritten Jahr eine große Dürre. Das Tempo der Klimaveränderungen überfordert den Wald. Es fehlt uns ein Drittel vom üblichen Niederschlag und der war im Soonwald schon immer gering.“ Dann ging es in den Wald. Die kräftigeren der Helfer entfernten zunächst alte Drahtgatter aus der ehemaligen Schonung, die eine Verletzungsgefahr für das Wild darstellen. Alle anderen widmeten sich einer Fläche, die Sturmtief „Eberhard“ im März 2019 in einen Kahlschlag verwandelt hatte. Im Winter letzten Jahres hatte die „Initiative Soonwald e.V.“ das Gebiet als Partnerschaftsfläche „adoptiert“ und mit Holzzäunen eingegattert, um die Naturverjüngung, die nächste Waldgeneration vor Wildverbiss zu schützen. (wir berichteten). 

„Die Natur kennt keine Probleme, nur Lösungen.“
Carl Amery

Im Frühjahr dieses Jahres hatten Mitarbeiter des Forstamtes auf der Schadensfläche sogenannte „Klumpen“ mit unterschiedlichen Baumarten gepflanzt. Klumpen, das sind mit einem roten Stock markierte Bereiche, in denen junge Bäume gesetzt worden sind. Der Rest der Fläche war der Naturverjüngung überlassen worden. Die spannende Aufgabe war nun die Jungpflanzen wieder zu finden und sie freizuschneiden. Schon ein gutes halbes Jahr hatte gereicht, sie unter wuchernden Brombeeren und Gräser verschwinden zu lassen. So haben sie wenig Chancen sich hoch zu kämpfen. Selbst die Profis vom Forstamt waren sich nicht sicher, ob es die winzigen Bäumchen überhaupt über den Dürresommer, durch die „Heisszeit“ geschafft, hatten. Mit Heppen und mit Scheren ging es an die Suche. Zur Freude der Beteiligten waren nahezu der gesamte Nachwuchs gut angewachsen. Nach kurzer Übung wurden die Setzlinge schnell gefunden, großräumig freigeschnitten und so von bedrängender Konkurrenzflora befreit. Diese an sich leichte Tätigkeit, die einige ein wenig an die österliche Eiersuche erinnerte, bereitete den Teilnehmern große Freude, konnten sie doch so den jungen Bäumen auf den Weg ins wahrscheinlich stressige Leben helfen.

Die Förster hatten Klumpen mit Eichen, Winterlinden, Esskastanien und Weisstannen angelegt, alles Baumarten, von denen man vermuten kann, dass sie gut mit Trockenheit und erhöhten Temperaturen klarkommen. Vor allem mit der Weisstanne hat der zuständige Revierförster Klaus Kaiser schon gute Erfahrungen gesammelt, denn Weisstannen bilden Pfahlwurzeln aus, die weit besser wasserführende Schichten erreichen als Flachwurzler wie die Fichte. In der Mittagspause mit herzhaften Hirschknackern demonstrierte Michael Veeck zu welch erstaunlichen Anpassungsleistungen die Laubbäume fähig sind. Es gibt gleich mehrere Überlebensstrategien bei Stresssituationen: die Laubbäume schließen z. B. bei extremer Trockenheit ihre Spaltöffnungen an der Unterseite ihrer Blätter (stellen die Photosynthese ein). Dadurch verdunsten sie weniger Wasser und schränken letztlich ihren Wasserverbrauch ein. In der Folge wird aber im Extremfall die Photosynthese eingestellt und die Blätter verfärben sich braun und fallen schließlich vorzeitig ab. Um wenigstens dem Nachwuchs eine Chance zu geben, produzieren die Bäume übergroße Mengen an Früchten, zum Beispiel Eicheln und Bucheckern. Diese sogenannte Mast findet normalerweise nur alle paar Jahre statt. In jüngster Zeit kann man sie jedoch nahezu jährlich beobachten.

Doch irgendwann kommen auch die fantastischen Anpassungsleistungen der Laubbäume an ihre Grenze. Dazu kommt noch eine andere große Herausforderung: der Soonwald liegt im Regenschatten seiner Nachbarwälder. Er war immer schon ein vergleichsweise trockenes Gebiet, z.B. im Vergleich zum Hochwald. Gleichzeitig ist die Wasserentnahme aus den verschiedenen Soonwald-Brunnen inzwischen besorgniserregend. Der Grundwasserspiegel hat einen historischen Tiefstand erreicht. Bäche trocknen aus. Und der Druck nach mehr Wasserentnahme wächst. Das heißt: der Soonwald trocknet nicht nur von oben, sondern auch von unten aus. Wenn das so weiter geht, werden wir entscheiden müssen, was uns wichtiger ist: unbegrenzter Wasserkonsum und billiges Wasser oder das Überleben unseres Waldes. Wie die Weltgemeinschaft für die tropischen Regenwälder Sorge tragen muss, sind wir für die Buchen- und Eichenwälder in Europa und speziell in Deutschland, bei uns vor der Haustür verantwortlich.

Eine der Helferinnen beim Arbeitseinsatz, Maria Othmer, Initiative Soonwald, meinte dazu: „Es tut weh zu sehen, wie der Wald leidet. Wir können ohne den Wald nicht leben. Da muss man einfach etwas tun. Und dies hier erscheint mir eine kleine, aber sinnvolle Arbeit, wenn wir unsere eigenen Baumarten, wie hier die kleinen Eichen, fördern, die besser mit dem extremen Wetter umgehen können.“ Und auch Monika Kirschner ist überzeugt von diesem Einsatz: „Wir haben, trotz aller Anstrengungen, letztendlich wenig Einfluss auf das Weltklima. Und wir wissen auch nicht, wohin die Reise geht. Aber wir können trotzdem was tun! Nicht in blindem Aktivismus, aber mit bedächtigen Aktivitäten und genauer Beobachtung, wie sich die Natur selbst hilft. So können wir einen klimafesten Wald der Zukunft auf den Weg helfen. Und das tun wir hier!“

Für die Mitarbeiter des Forstamtes, die Freiwilligen der Initiative Soonwald und auch die anderen engagierten Soonwaldfreunde war bald klar: Ihr Engagement soll keine Eintagsfliege sein. Sie werden auch im nächsten Jahr dabei sein und in weiteren Einsätzen – wo notwendig – Flächen eingattern, die Entwicklung der nächsten Waldgeneration beobachten und daraus lernen, wie die Natur selbst auf die Herausforderungen reagiert. Davon versprechen sich die Beteiligten Erkenntnisse über einen widerstandsfähigen Zukunftswald, der für die zu erwartenden unterschiedlichen Extremwetterlagen besser gerüstet ist. Es sind vier Termine geplant. Sie werden über den Veranstaltungskalender des Naturparks Soonwald-Nahe und die Presse bekanntgegeben.

Interessenten können sich schon jetzt melden bei
Michael Veeck, Forstamt Soonwald, michael.veeck@wald-rlp.de,
Tel: 06756/1588-0 oder
Initiative Soonwald e.V. www.soonwald.de