Denkmal unserer Geschichte
Zum Jahrestag der Zerstörung – Eckweilers Gottesdienst und neues Buch
BAD SOBERNHEIM Am 18. März jährt sich zum 60. Mal der Tag, an dem amerikanische Verbände Eckweiler beschossen und drei Viertel des Dorfes samt Kirche zerstörten. Ein Gottesdienst am 20. März soll an den Tag erinnern, die Initiative Soonwald legt ein Buch „Eckweiler – eine Kirche ohne Dorf“ vor.
Von Gert Schatto
Für Monika Kirschner ist die Eckweiler Kirche, wie sie da ohne ihr Dorf steht, „ein Denkmal unserer Geschichte“. Vor zwei Jahren hatte die Journalistin mit ihrem Kollegen Hans-Werner Ziemer begonnen, die Geschichte des Dorfes aufzuschreiben. Beim Studium der Kirchenbücher, die als Quelle dienten, wurde Kirschner schnell klar: Die Geschichte der Kirche ist „eigentlich die Geschichte unserer Region!“
Irgendwann wurde das als Broschüre geplante Werk „immer dicker“. Die Entscheidung fiel, dass es ein Buch werden soll. Kirschner Ehemann Martin Kliemann sicherte die Finanzierung.
Es blieb auch nicht beim Buch. Plötzlich war die Idee ehemaliger Eckweiler Bürger da, einen Platz zu schaffen zum Verweilen und Gedenken an das Dorf, das da vor 60 Jahren so gelitten hatte und später im Zuge der Umsiedlung der Phantom weichen musste. Wo der Gasthof Ganss war („Dort stand der erste Eckweiler Fernseher, und der Wirt hatte drei Töchter, da kamen auch die Pferdsfelder hin“), steht eine mächtige Trauerweide – und dieser Platz wird nun hergerichtet.
Die Begeisterung der Leute, ihre alte Heimat und das Gedenken daran zu pflegen, kannte kaum Grenzen, berichtet Kirschner. Zur ersten Besprechung des Arbeitseinsatzes an der Trauerweide „standen da plötzlich über dreißig Leute!“ Emil Lenhart, ehemaliger Eckweilerer und Senior des Sobernheimer Metallbaubetriebs, versprach ein neues Gitter – um nur ein Beispiel zu nennen.
Es war für Kirschner, „als würde man eine Schleuse öffnen!“ Als hätten viele darauf gewartet, Alt-Eckweiler dem Vergessen zu entreißen – auch bei ihrer Arbeit an dem Buch spürte die Journalistin die Aufbruchstimmung.
Dabei hätte es die Eckweiler Kirche beinahe nicht mehr gegeben. Nachdem Eckweiler Bürger von 1948 bis 1951 die Kirche mühsam wieder aufgebaut hatten („in Jahren, als die nach dem Krieg wirklich selbst nichts hatten!“) – Baumeister war der Architekt Best aus Kreuznach, der schon 1908 für den Bau verantwortlich zeichnete – , sollte das Gotteshaus 1980 im Zuge der Umsiedlung abgerissen werden. Sogar der damalige Superintendent sah in dem Gebäude „keinen historischen Wert“, weiß Kirschner.
Wäre da nicht Henny Hörpel gewesen, Lenharts Schwester. Sie wollte den Abriss nicht hinnehmen, ihre Gedanken dazu erschienen in dem Blatt „Glaube und Heimat“. Das brachte Bewegung in die Sache und dem Kirchlein den Denkmalschutz. Spätere Gedanken, die Kirche ins Freilichtmuseum zu stellen, wurden fallen gelassen.
Kirschner hofft, dass Eckweilers Kirche nun die Bedeutung erlangt und die Ruhe findet, die dem Gotteshaus zusteht. Sie weiß, dass der Pferdsfelder Konversionsträger TRIWO Option auf das Gelände zwischen den ehemaligen Dörfern hat. Industriebauten neben der Kirche? Das kann sich Kirschner nicht vorstellen. Eher, dass das Gebäude nachts angestrahlt wird, dass im Zuge der ehemaligen Straßenführung Sichtschneißen frei gehalten werden, dass die Kirche Sonntag nachmittags offen ist.
Das, denkt Kirschner, würde der Kirche gerecht. Denn Interesse an dem so einsam in der Landschaft stehenden Gotteshaus stellt sie immer wieder fest: Leute schauen vorbei, verweilen und fragen: „Was ist denn eigentlich mit dieser Kirche?“
Allgemeine Zeitung vom 09.06.2005
„Eckweiler – Eine Kirche ohne Dorf“
Das Buch „Eckweiler – Eine Kirche ohne Dorf“ von Monika Kirschner und Hans-Werner Ziemer erzählt nicht nur Geschichten von der einsamen Kirche am Soonwald, sondern es beschreibt darüber hinaus anschaulich die Geschichte unserer Heimat. Wenn Sie das Buch lesen möchten, können Sie es zum Selbstkostenbeitrag von 10.- Euro per Email über die Seite Kontakt bestellen.