Der Wert des Soonwaldes

Der Wert des Soonwaldes

Dr. Erwin Manz, früher Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesgeschäftsführer Rheinland-Pfalz e. V., jetzt Büroleiter im Umweltministerium RLP

Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Freunde des Soonwaldes,

In meinem Referat geht es darum, einfach mal zu sehen, wo steht der Soonwald heute, wo sind die Probleme, was muss getan werden, um solche Probleme auch abzustellen. Ich möchte einen kleinen ersten Impuls zu geben, also nicht ein vollständiges Inventar dessen, was im Soonwald ist, denn vieles ist noch gar nicht ausreichend erforscht. Von anderen Gebieten liegen wesentlich bessere Daten vor, als von dem, was im Soonwald ist.

Von anderen Gebieten liegen wesentlich bessere Daten vor, als von dem, was im Soonwald ist.

Es fehlt an Forschung

Der Soonwald hat zweifelsohne viele Besonderheiten. Ich beziehe mich in meinen Ausführungen auf den sogenannten „Großen Soon“, das Zentrum des Soonwaldes. Wir haben es hier mit einem in sich gegliederten Gebirge zu tun; mit drei Höhenrücken und zwei Talzügen dazwischen, die vollkommen unbesiedelt sind und bewaldet sind, mit Ausnahme von einigen Waldwiesen. Von daher ist der Soonwald „en miniature“ eigentlich eine bewaldete Gebirgslandschaft und stellt damit eine große geschlossene Eigenheit dar.

Staunässe und Trockenheit

Was prägt ihn noch? Ein anderes Spezifikum des Soonwaldes sind die sehr stark vernässten Bereiche. Wir haben diese Hochmulden und die sind überdeckt mit Decklehmen. Das führt zu sehr staunassen Böden. Und wenn wir an den Rand der Mulden kommen, zu den Quarzitkämmen, dann haben wir dort Quellaustritte. Das Niederschlagswasser versickert sehr leicht auf diesem durchlässigen Taunusquarzit, in seinen Klüften und kommt dann unten im Bereich dieser Hochmulden wieder an die Oberfläche. Das ist mit ein Grund dafür, das die Orkane Vivien und Wibke so ganz schrecklich – Wiebke vor 20 Jahren  – im Soonwald wüten konnten. Auf diesen staunassen Böden können die Bäume keine sehr tiefen Wurzeln ausbilden. Das trifft insbesondere auf die Fichte Daher ist der größte Teil der Fichten damals dem Sturm, aber auch diesen Bodenbesonderheiten zum Opfer gefallen. so ist die Nässe typisch für den Soonwald und im Kontakt dazu die Quarzithärtlinge haben. Das sind eindrucksvolle Felsmassive mit relativ flachgründigen Böden. Das bedeutet auch, dass die Böden im Sommer trocken fallen.

Verletzlicher Wasserhaushalt

Der Wasserhaushalt im Soonwald ist trotz aller staunassen Böden ein sehr verletzlicher. Der Soonwald hat 850 mm im Jahresdurchschnitt Niederschlag. Das ist  das ist im Vergleich zu Trockengebieten wie dem nahen Nahetal und Bad Kreuznach mit knapp 500 mm im Jahresdurchschnitt sehr viel. Im Vergleich zu den anderen nahen Mittelgebirgslandschaften, wie zum Beispiel mit dem Hochwald, dem Idarwaldgebiet oder Erbeskopf, wo weit über 1000mm Niederschlag gemessen werden. Dagegen ist der Soonwald ein relativ trockenes Mittelgebirge. Das bedeutet, dass die Quarzitrücken mit diesen flachgründigen Gesteinen gerade in trockenen Perioden des Sommers zu starker Austrocknung kommen kann. Aber auch die benannten Feuchtgebiete, können im Sommer unter Wassermangel leiden.

Die Buche als Charakterbaum

Wenn wir den Naturraum Soonwald betrachten, dürfen wir nicht nur auf Geologie, Böden und Klima achten, sondern wir müssen auch die Nutzung im Auge behalten. Es wurde schon gesagt, dass die Buche eine relativ junge Geschichte hat. Die Konkurrenz zur Eiche wurde genannt. Da spielt die frühere Nutzung durch den Menschen eine sehr große Rolle, wenn wir gerade das Verhältnis von Buche und Eiche zueinander betrachten. Es ist durch Publikationen sehr gut belegt, das ist es hier im Soonwald jahrhunderte lang einen gewaltigen Raubbau gab. Darauf deuten auch die Ortsnamen wie „Glashütter Wiesen“ und „Gräfenbacher Hütte“ hin. Glashütten, Eisenhütten, Hochöfen, Köhlerei, all diese Dinge gab es, so das also der Soonwald zeitweise vollkommen entwaldet war, Man hat ja auch dem Förster aus Kurpfalz, der sich um den Erhalt des Waldes sehr verdient gemacht hat ein Denkmal gesetzt. Das historische Waldbild war ganz anders, als das was wir heute sehen. Es ist aber gleichzeitig auch die Grundlage für das, was es heute zu bewerten gibt.

Nicht nur die Entwaldung hat dem Soonwald in früheren Zeiten stark zugesetzt, sondern auch die Entwässerung. Um die forstlichen Kulturen anzulegen, hat man in früheren Zeiten riesige Entwässerungsanlagen angelegt. Davon hat man sich heute zum Glück entfernt, aber die eine oder andere Struktur aus damaliger Zeit ist doch noch vorhanden.

Wiebke und Vivian

Wiebke war ein schwerer Orkan, der in der Nacht vom 28. Februar auf den 1. März 1990 über Deutschland, Teilen der Schweiz und Österreichs wütete. Er schloss eine Reihe schwerer Orkane ab, die im Spätwinter 1990 West- und Mitteleuropa heimsuchten. Dazu gehörten auch Daria und Vivian.

Die Orkane Vivian und Wibke waren die einschneidenden Ereignisse im Soonwald der letzten Jahrzehnte. Vor 30 Jahren hätte man vielleicht gesagt, na ja, im Soonwald, da sind ja doch nur Fichten, der ist nicht so wertvoll … Diese Bild hat sich vollkommen geändert. Die Fichte ist eigentlich fast am Aussterben im Soonwald. Nach dem Sturm vor 20 Jahren ist von der Forstverwaltung unter Hansjochen Staege eine sehr kluge Entscheidung getroffen worden. Damals hat man entschieden, den Soonwald mit standortgerechten Laubgehölzen wieder aufzuforsten und ihn zu großen Teilen der natürlichen Entwicklung zu überlassen. Man hat Sukzession zugelassen und vor allem wieder viel Eiche gepflanzt. Auch da muss man die Forstverwaltung loben, was da nach Vivien und Wibke passiert ist.

Welchen Schutz genießt der Soonwald? 

Da fragt man sich, nach welchen Kategorien ist der Soonwald bisher unter Schutz gestellt? Ganz im Zentrum der Betrachtung steht zunächst mal der Naturpark, der Naturpark Soonwald-Nahe, ein sehr großes Gebiet, das nicht nur Kammlagen einschließt, sondern im Norden ins Vorland und noch wesentlich weiter im Süden ins Vorland über die Nahe hinausragt. Die Naturparkverordnung sieht keine Nutzungseinschränkung vor. Es geht bei einem Naturpark hauptsächlich um Förderung von sanfter Erholung, Tourismus, Erhaltung des Landschaftsbildes und ähnliche Ziele. Was aber neu ist, dass jetzt Kernzonen für die Erholung in der Stille ausgewiesen werden sollen. Der Entwurf für die neuen Kernzonen ist jetzt den Verbänden zugeleitet worden, demnach soll es zukünftig zwei Kernzonen geben, eine im großen Soon und eine andere im Lützelsoon.

Naturschutzgebiete sind ein wichtiges Instrument, um die Biodiversität im Wald zu fördern. Es bleibt jedoch die Frage, sind die Naturschutzgebiete, die wir im Soonwald haben, dafür geeignet ?

Es sind sechs an der Zahl. Und wenn man mal genau hinschaut kann man schon an den Namen erkennen, dass es sich im Wesentlichen um Wiesen handelt. Man hat also im Soonwald mit den Naturschutzgebieten weniger den Wald geschützt als die Waldwiesen. Vielleicht hat man gedacht, der Waldschutz ist nicht so wichtig, da steht sowieso alles zum Besten. Man hat die Waldwiesenareale, Magerwiesen,  Borstgrasrasen und Heiden zum besonderen Schutz ausgewählt. Leider taugen diese Naturschutzgebiete wenig, wenn man wertvolle Waldbestände schützen will. Dazu gibt es noch ein sehr großes Fauna-Flora-Habitatgebiet. Es  umfasst quasi den gesamten Staatswald, oder, man könnte auch sagen, es beschränkt sich auf den Staatswald, denn die anliegenden Gemeindewälder sind nicht einbezogen. Das FFH-Gebiet im Staatswald ist eines der größten im Land. Es hat etwa 5600 Hektar und besteht neben den besagten Wiesen ausschließlich aus Wald. Die wichtigsten Lebensraumtypen sind mit 39,4 %der Hainsimsen- Buchenwald.

Vollkommen unberücksichtigt und ohne Schutz ist im Moment noch, was sich ausserhalb dieses FFH-Gebietes befindet.

Hainsimsen- Buchenwald

Hainsimsen- Buchenwälder sind meist krautarme von Buchen geprägte Laubwälder auf bodensauren Standorten über Geologische Unterlage/und auf Ausgangsgestein wie Granit, Gneis, Porphyr und Quarzit,

Hainsimsen- Buchenwälder treten von der Ebene bis in die Bergstufe der Mittelgebirge und der Alpen auf. In niederen Lagen sind oft Eichen, in höheren Lagen Fichten und Tannen beigemischt.

Der Hainsimsen-Buchenwald, also Buchenwälder auf sauren Gesteinen, stellen den Löwenanteil, oder sagen wir die dickste Tortenscheibe innerhalb des FFH-Gebiets im Soonwald. An nächster Stelle, und das ist eigentlich schon eine Besonderheit für ein solches Waldgebiet, kommt der Stieleichen-Hainbuchenwald mit 20%.

Stieleichen-Hainbuchenwald

Der Stieleichen-Hainbuchenwald wächst auf Gley- und Pseudogleyböden. Es ist ein stockender Laubmischwald aus Stieleiche, vereinzelt auch Buche, begleitet von Hainbuche, an nassen Stellen auch Schwarzerle, mit am Rand entwickelter Strauchschicht und gut ausgeprägter meist nährstoffzeigender Krautschicht.

Die Eiche ist zwar eine heimische Baumart, aber wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Buche eigentlich alles einnehmen und von Natur aus die Buche alles besiedeln würde, und dann wird’s auf einmal doch erstaunlich, dass die Eiche im Soonwald einen so hohen Stellenwert hat. Hohe Eichenanteile hängen oft mit historischer Nutzung zusammen, zum Beispiel die Niederwälder für die Lohegewinnung der Lederbearbeitung die wir im Umfeld des Soonwaldes haben. Aber im Kernbereich haben wir eigentlich keine oder so gut wie keine Niederwälder, die sind eher unterhalb in den Bachtälern. Dort wurde die Eiche gefördert, aber hauptsächlich die Traubeneiche. Der Stieleichen-Hainbuchenwald ist ein Wald auf feuchten Standorten. Und das passt zum Soonwald, dieser Gebirgskette mit den Hochtälern und den Staunässeböden. Das sind zum Teil natürliche Eichenstandorte, wo die Buche gemeinhin zu nasse Füße bekommt. Der Soonwald ist also in seinen größten Teilen ein Buchenwaldgebiet. Erhat hat aber ganz erhebliche und große Eichenwaldanteile. Die Eiche ist gerade für die Biodiversität von hoher Bedeutung. Zu geringen Teilen bietet der Soonwald noch Auwälder und Birkenmoorwälder. Dann verfügt der Soonwald noch über Naturwaldreservate. Es handelt sich dabei vor allem um drei wertvolle Gebiete, der Schwabbelbruch, der Katzenkopf, und das Lützelrech. Diese Breiche sind aus der Nutzung genommen wurden und wo natürlich auch wissenschaftliche Interessen verfolgt werden.

Buchenhallenwald oder altersgemischter Buchenwald?

Aus unseren Wirtschaftswäldern kennen wir die Bilder des gleichförmigen, strukturarmen Buchenhallenwaldes, der sogenannte „Buchendom“.

Der lange Zeit praktizierte Verjüngungsstil im Großschirmschlag schaffte die gewünschte Naturverjüngung „aus einem Guss“. Lange bestand eine Neigung zu ausgedehnten, altershomogenen Bäumen. Neuere Ergebnisse aus der Naturwaldforschung sowie aus den Urwäldern Südosteuropas zeigen ein differenzierteres Bild. So sind die die Buchen in der Slowakei nach Durchmesser und Höhe stark differenziert, ungleichaltrig und aus zwei bis drei Schichten aufgebaut.

Flächenmäßig sind im Soonwald die Buchenwälder von größter Bedeutung. Der Buchenwald im Soonwald st außer der in den Naturwaldreservaten ein genutzter Wirtschaftswald, der meist naturnah bewirtschaftet wird. Ziel ist hier Naturverjüngung zu bekommen, und fortlaufend auf der gleichen Fläche die Buche zu erhalten. Wir hatten in früheren Jahren von Seiten des Naturschutzes Probleme damit, dass man in der Buchenverjüngung den Großschirmschlag eingesetzt hat, also irgendwann in diesem Umtriebszyklus sehr große freie Flächen geschaffen hat, Man hat von größeren Eingriffen in den letzten Jahren abstand genommen. Heute werden gezielt Z-Bäume, also Zukunftsbäume, erhalten und man entnimmt die anderen, um so in eine Naturverjüngung einsteigen.

Wann ist eine Buche alt?

Also, wir haben im Soonwald eine günstige Altersklassenverteilung. Neben den Jungbeständen gibt es auch sehr viele Wirtschaftsbuchenwälder, mit relativ starken und alten Bäumen. Bäume im Alter von 120 Jahren sind noch keine große Seltenheit. Besonders interessant sind natürlich die Altbestände, so ab 200 Jahren. Davon haben wir im ganzen Soonwald verteilt grob geschätzt circa100 Hektar.

Das ist eine beachtliche Zahl. Einem Betrachten von außen wird sich das nicht sofort erschleißen, weil die alten Buchen nicht geklumpt in wenigen Einzelbeständen vorkommen, sondern – auch das ist eine Besonderheit des Soonwaldes – diese Buchen weit verteilt sind über den ganzen Soonwald. Vom Vernetzungsgedanken aus betrachtet ist das natürlich eine günstige Situation, wenn solche alten Bäume über eine weite Fläche verteilt sind.

Der Soonwald heute: ein Produkt seiner Geschichte

Mein nächster Blick geht auf den Eichenwald, der einen geringeren Anteil darstellt. Die Bewirtschaftung ist wesentlich schwieriger, das zeigen die Aufforstungen nach Vivian und Wibke, die sehr schnell von Birke überwachsen werden, das zeigen Altbestände, die sehr schnell von der Rotbuche überwachsen werden. Andererseits werden die Eichen auf diesen nassen Standorten begünstigt. Man muss man also sehr genau hinschauen, nicht nur auf de Bewirtschaftung, sondern auch in die Vorgeschichte des Soonwaldes. Sehr alte Bestände waren einmal Hutewälder. Das waren gar keine geschlossenen Wälder, sondern einzelne Solitärbäume. Darunter ist gemäht oder geweidet worden. So entstanden mächtige Bäume mit weiten Kronen, nicht nur Buchen und Eichen, auch alte Eschen und alter Bergahorn.

Nach einer großen Schätzung nehmen die Bäume mit mehr als 250 Jahren eine relativ geringe Fläche ein. Ich vermute mal, dass es weniger als 10 Hektar sind, die es da noch gibt. Viele von Ihnen kennen bestimmt das Naturschutzgebiet Eschen, ein riesengroßes, wunderschönes Gebiet, das auch als Naturschutzgebiet geschützt ist.

In den Eschen kann man sich noch heute ein Bild davon machen, wie Hutewälder früher ausgesehen haben.

In den Eschen kann man sich noch heute ein Bild davon machen, wie diese Hutewälder früher ausgesehen haben. Heute sind es Mähwiesen, ein Mähwald. Es wird also gemäht und nicht mit Schafen oder Ziegen beweidet. Das hilft Verbissschäden in den Wäldern zu vermeiden. Die Wiesen strukturieren den Wald und verhelfen dem Soonwald zu einem sehr interessanten Fleckenmuster, das Vielfalt bedeutet. Nur ist leider ist die Biodiversität in den nach den Orkanen neu angelegten Flächen nicht so hoch wie in den alten eingewachsenen Wiesen.

Eine weitere Besonderheit ist der Birkenmoorwald. Das sind nur wenige, kleinräumige Bereiche, wo wir die Quellaustritte für Feuchtigkeit sorgen und Moorbirken vorkommen. Leider ist festzustellen, dass wir gerade dort, wie zum Beispiel am Schwabbelbruch, sehr hohe Wildbestände haben, und dass die Moorbirke ganz besonders empfindlich darauf reagiert.  Sie hat kaum eine Chance hochzukommen und sich zu entwickeln. Aber wir können dennoch festhalten: es sind noch wunderschöne Bestände da und an etlichen anderen Stellen ist Entwicklungspotential da. Daher ist meine Freude auch sehr groß, dass es das „LIVE-Projekt“ gibt, was ja solche Feuchtwälder wieder entwickeln soll und die Situation insgesamt erheblich verbessern wird.

„Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz startet im Januar 2010 das EU LIFE-Projekt zur „Entwicklung von Feucht- und Nasswäldern im Soonwald“. Das Projektbudget beträgt 1,75 Millionen Euro; die EU trägt die Hälfte der Kosten.

In Zusammenarbeit mit dem Forstamt Soonwald werden in der 5-jährigen Projektlaufzeit insbesondere Auenwald- und Moorwaldlebensräume wiederhergestellt und langfristig gesichert. Diese und viele weitere Maßnahmen dienen der Sicherung typischer Pflanzenarten und vor allem dem Erhalt seltener und gefährdeter Amphibien-, Libellen-, Fledermaus- und Schmetterlingsarten. Von den Maßnahmen wird auch die Wildkatze profitieren.“

Stiftung Natur und Umwelt, Pressearchiv

Und es gibt auch ein Moor. Das größte und schönste Soonwaldmoor befindet sich in der Nähe der Runden Tanne. Leider leidet es stark unter Austrocknung. Hier finden sich Pfeifengras und Adlerfarn. Wenn man genau hinschaut, kann man erkennen, dass dieses Moor schon aus Torfmoosen gebildet wurde und an richtig vernässten Stellen schon schöne Torfmoosbestände da sind. Auch da ist meine Hoffnung, dass es mit dem LIVE-Projekt es wieder aufwärts gehen wird, auch mit diesem Moor. Teiche und Tümpel sind ein weiteres wichtiges Spezifikum des Soonwaldes.

Der Soonwald: Rückzugsgebiet empfindlicher Arten

Ich komme zum letzten Teil meines Impulsreferats. In diesem Teil möchte einiges über Tiere sagen, die im Soonwald vorkommen, die unsere Sympathieträger sein sollen.

Da ist zunächst einmal die Wildkatze. Sie ist bundesweit eine gefährdete Art.  In Rheinland-Pfalz haben wir ungefähr die Hälfte des Wildkatzenbestandes, und der Soonwald ist eines der Kerngebiete davon mit ca. 500 bis 600 Wildkatzen, die sich hier heimisch fühlen, die natürlich auf diese Waldstrukturen, wie sie im Soonwald vorhanden sind, angewiesen sind. Das gilt besonders für das stehende oder ausgehölte Totholz, und noch besser das liegende ausgehöhlte Totholz. Da kann die Katze reinkriechen genauso wie in Blockschutthalden. Die Wildkatze braucht strukturreiche Wälder und fühlt sich entsprechend im Soonwald besonders wohl. Ich hab sie zwar nicht befragt, aber ich vermute das.

Der Schwarzstorch hat lange Zeit im Soonwald gefehlt. In den letzten Jahren ist er zunehmend wieder beobachtet worden. Mir selbst ist vor ein paar Monaten eine Beobachtung gelungen. Ich schaue in die Kronen und da fliegt ein Schwarzstorch drüber hinweg; mitten im Soonwald. Das ist schon ein sehr erhebender Moment. Dazu muss man wissen, dass Schwarzstörche für den Bau ihres Horstes wirklich starke, mächtige Bäume mit sehr breiten Kronen und starken Seitenästen brauchen. Und sie brauchen auch vor allem beruhigte Waldgebiete. Sie mögen es überhaupt nicht, wenn da ein Wanderweg direkt vorbeiführt oder andere Störungen auftreten. Dann würden sie den Horst sofort verlassen. Im Soonwald finden sie die Ruhe und in Verbindung mit den Waldwiesen auch ihre Nahrung. Ein seltener Glücksfall!

Dann gibt es noch die Mauersegler. Jetzt werden sie sagen, die kann man doch jeder abends in Kreuznach oder in Simmern im Garten sehen. Die Frage ist nur, wo können Mauersegler noch brüten. Im Soonwald brüten sie in alten Bäumen, was heißt, wir haben hier sehr „naturverbundene“ Mauersegler, was auch etwas über die Qualitätsstrukturen dieses Waldes sagt. Hier sind ungewöhnlich viele Höhlenbrüter zuhause, viele Spechtarten, seltene Fledermäuse und die Hohltaube. Auf die Fledermäuse will ich noch gesondert eingehen. Wir haben im Soonwald ein Gebiet mit einem sehr reichen Fledermausinventar, zum Beispiel die Bechsteinfledermaus, die in den wärmeren Randgebieten vorkommt.

Das haben wir alles dem Höhlenreichtum in diesen alten Bäumen zu verdanken. Sie bieten diesen seltenen und empfindlichen Tieren mit diffizilen Habitatsansprüchen ein überaus interessantes Angebot. Doch es gibt noch weitere Besonderheiten. Der Soonwald war einst in Rheinland-Pfalz eines der bedeutendsten Gebiete für Gelbbauchunke. Sie brauchen frisch angelegte Teiche. Da normalerweise die Teiche sehr stark eingewachsen sind und wir stärker eine Entwicklung hin zu naturnahen Wäldern haben, ist die Gelbbauchunke in den letzten Jahren dramatisch zurückgegangen.  Es ist die Frage, ob es gelingen wird, hier eine Balance zu halten. Das ist eine interessante und wichtige Aufgabe für einen FFH-Managementplan. Es gibt auch seltene Libellen wie die kleine Moosjungfer, die an kleine Teiche und Tümpel gebunden ist.

Dem Soonwald eine Chance

Mein Fazit:  es geht um die Erhaltung der Biodiversität im Wald. Welche Instrumente sind die geeignet, Biodiversität im Wald zu sichern.

Da sind zunächst einmal die Naturschutzgebieten. Die habe ich als „ungenügend“ beschrieben, weil sie leider nur die Wiesen zum Ziel haben und sich nicht mit Wald beschäftigen. Auch beim Naturpark bin ich eher skeptisch, denn Biodiversität, Naturschutzmaßnahmen sind nicht Dinge, die man über eine Naturparkverordnung angegangen werden. Die FFH-Gebiete sind eigentlich ein sehr hoffnungsvolles Instrument und es ist ein Fortschritt, dass wir den Soonwald genannt haben, auch als Vogelschutzgebiet, denn viele Arten aus den Vogelschutzrichtlinien kommen im Soonwald vor. Nun sage ich jetzt mal ganz provokativ, ein FFH-Gebiet nutzt erst mal gar nichts, wenn wir keinen Managementplan haben. Unsere Hoffnung ist, dass wir bald einen Managementplan bekommen, der so qualifiziert ist, dass er all diese Fragen beantwortet und später auch einem Monitoring unterzogen wird, denn man muss diese Maßnahmen auch nachjustieren. Die Naturwaldreservate sind eine sehr wichtige Maßnahme im Soonwald, aber es sind noch zu wenig. Wir brauchen mehr Naturwaldreservate.

Der Soonwald hat schlichtweg eine wesentlich größere Bedeutung als ihm zugemessen wird. Wir brauchen hier mehr Prozessschutz, ob Naturwaldreservate das geeignete Werkzeug dazu sind ist die Frage.

Ziel muss sein, auf jeden Fall die letzten alten Waldbestände zu sichern. So könnte zum Beispiel der Schwabbelbruch der Urwald von morgen sein. Das ist, glaube ich, ein Schritt in die richtige Richtung und da brauchen wir im Soonwald noch mehr Ansätze für eine solche Entwicklung. Herzlichen Dank.