Offener Brief an die Landesregierung

Offener Brief an die Landesregierung:

Die Initiative Soonwald fordert aus aktuellem Anlass:

SCHUTZGEBIET SOONWALD

„Ohne Natur haben wir nichts.

Ohne Natur sind wir nichts.“

António Guterres zur Eröffnung der Weltnaturschutzkonferenz in Montreal

am 6. Dezember 2022

Die Initiative Soonwald e.V. fordert die Landesregierung auf, umgehend ihre Planungen für Windkraftanlagen im Soonwald einzustellen und für einen wirksamen Schutz des Soonwaldes, eines nationalparkwürdigen Laubwaldgebietes, Sorge zu tragen. Die Unversehrtheit und die typische Geschlossenheit des Soonwaldes ist von entscheidender Relevanz für den Arten- und Klimaschutz – lokal und global.

Die Initiative Soonwald e. V. handelt damit gemäß ihrer Satzung vom 19. November 1993:

„Der Soonwald, eines der großen zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands, ist ein solcher Naturraum besonderer Qualität, den es unter allen Umständen zu erhalten und fördern gilt. Diesem Ziel hat sich die Initiative Soonwald verschrieben.“

Die Initiative Soonwald e. V. fundiert ihre Forderungen in wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ihr Anspruch war und ist es, Wege aus der Krise aufzuzeigen, die regional angepasst sind und auf Vernunft basieren.

Angesichts der aktuellen Forderungen der Wissenschaftler der Weltnaturschutzkonferenz ist die Bilanz der Landesregierung von Rheinland-Pfalz erschreckend unzureichend. Rheinland-Pfalz weist 524 Naturschutzgebiete aus. Das sind nur knapp 40 000 Hektar und etwa 2,0 % der Landesfläche. Deutschlandweit ein Schlusslicht und eine unrühmliche Bilanz für ein seit 2011 grün geführtes Umweltministerium. In Montreal dagegen fordert Deutschland die Welt auf, mehr als 30 Prozent der Landesflächen unter Schutz zu stellen, um das dramatische Artensterben zu stoppen. Die Begründung der Wissenschaftler: wir müssen der Natur mit Wiederaufforstungen und Vernässungen helfen, damit genügend CO2-speichernde Wälder den Klimawandel bekämpfen können.

Für Umweltforscher und Wissenschaftler ist klar: Wälder sind effektive Klimaschützer und Bollwerke gegen das Artensterben. Besonders dringlich und effektiv ist es, die artenreichsten Lebensräume der Welt, die Laubwälder zu schützen. In unserer Heimat ist das in erster Linie der Soonwald, den es zu schützen gilt.

Doch was passiert hier bei uns, vor Ort, tatsächlich?

Die Initiative Soonwald verfolgt – als unabhängige NGO-Gruppe – die Arbeit der Landesregierung seit fast 30 Jahren. In dieser Zeit erlebte die Bürgergruppe folgenschwere Entscheidungen, die dazu geführt haben, dass der Soonwald heute nahezu ohne jeden Schutz dasteht. Welche wirksamen Naturschutzkriterien greifen noch und schützen tatsächlich vor Ausbeutung und Zerstörung? Wir kennen keine mehr.

Schlussstein dieser Entwicklung ist die neue „EU-Energieverordnung“, die endgültig das deutsche Naturschutzgesetz zur „Resterampe“ ausmustert und dagegen z. B. Windräder überall zum „überragenden öffentlichen Interesse“ macht. Das ermöglicht industrielle Großanlagen in wertvollen Waldgebieten jetzt auch ganz legal.

Jahrzehntelang wurden unsere Ziele von der Landesregierung marginalisiert oder verschoben. Beispiele dafür gibt es leider genug. Dazu gehören u.a. die unzureichende Ausweisung von Kernzonen zur Sicherung der Biotopvernetzung. Der „Windpark Hochsteinchen“ im einem Naturwaldreservat, der schon 2013 deutlich machte, dass Naturschutz bei der Genehmigung von Windkraftanlagen keine Rolle mehr spielt. Dann 2015 die Ausweisung des Hochwaldes anstatt des Soonwaldes als neuer Nationalpark. Schon damals war klar, wie problematisch die Entscheidung für ein weniger geeignetes Waldgebietes aus sachfremden Erwägungen zur Regionalentwicklung für den Naturschutz sein wird.

Wir von der Initiative Soonwald e.V. haben es an Loyalität gegenüber unserer Landesregierung nicht fehlen lassen. Aber jetzt ist ein Punkt erreicht, der ein beherztes Eintreten für Klima- und Artenschutz erfordert. Es geht um die Überlebensaufgaben unserer Generation, die nicht getrennt voneinander zu lösen sind.

Auf Grund unserer nahezu 30jährigen Erfolgsgeschichte, nahezu 400 Mitgliedern und größer Bekanntheit und Beliebtheit in der Bevölkerung, fordern wir die Landesregierung auf:

* einem weiteren Ausbau von Windkraftanlagen im Soonwald entschlossen entgegenzuwirken

* einen Naturschutzbeauftragten zu benennen, ihn mit dieser Aufgabe zu betrauen und für diese Aufgabe Personal zur Verfügung zu stellen

* zu prüfen, wann und in welcher Form der Soonwald Zentrum eines neu auszuweisenden Biosphärenreservates werden könnte.

Wir erwarten Ihre Antwort zu diesen Forderungen bis zum 07. Januar 2023

Initiative Soonwald e. V. Georg Kiltz, 1. Vorsitzender

und der gesamte Vorstand im Dezember 2022