Der Soonwaldsteig – der Weg der Stille

Ein Weg der Stille: der Soonwaldsteig


von Monika Kirschner

„Lass Dich auf eine Stille ein,
in der nur Atem, Wind und Blätter deine Seele bewegen.

Dann kehre in die Welt zurück –
kraftvoll und gelassen.

Der Soonwaldsteig ist anders. Er ist nicht einfach nur ein weiteres Angebot im boomenden Wandertourismus. Auf den Soonwaldsteig muss man sich einlassen. Das galt für die Planer, wie es jetzt für die Nutzer gilt. Wer sich auf den Soonwaldsteig begibt, lässt sich auf die Stille ein und nicht auf eine touristische Rundum-Versorgung. Das muss man mögen.

Ich mag es und ich liebe den Soonwaldsteig genau dafür. Er ist nicht so laut wie der Rheinsteig und nicht so verregnet wie der Rothaarsteig.

Er ist einfach still und wunderschön.

Der Soonwaldsteig führt durch einen lange wenig beachteten, einen verwunschenen Wald. Obschon der Soonwald ganz in der Nähe der großen Ballungsräume von Frankfurt/Mainz und Köln/Bonn liegt, ruht er immer noch ein wenig im touristischen Dornröschenschlaf. Diese Eigenheit des Soonwaldsteigs hat ihre Wurzeln in der Vorgeschichte.

Wie es anfing …

Jedem (Neu-)Anfang wohnt ein Zauber inne. Das gilt auch für den Soonwaldsteig. Als in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit dem Ende des Kalten Krieges klar wurde, dass der Flughafen Pferdsfeld geschlossen wird, dachten viele Menschen in den Soonwalddörfern „Jetzt gehen hier die Lichter aus.“ Doch es gab auch andere, die ihre Hoffnung in einen Neuanfang aus eigener Kraft setzten. Dazu gehörte auch der Hunsrückverein mit seinem Vorsitzenden Gerd Danco, der sich sehr früh für einen Naturpark Soonwald engagierte und auch die Initiative Soonwald, die 1993 in Seesbach unter dem Vorsitzenden Rainer Altmeier gegründet wurde. Im Jahre 2000 begannen wir, von Initiative Soonwald, angeregt durch Gespräche mit Dr. Rainer Brämer, dem deutschen „Wanderpapst“, über einen großen Wanderweg durch den Soonwald nachzudenken. Auf der ersten „Soonwald-Konferenz“ in Simmern 2002 referierte unser Vorsitzender Hansjochen Staege über das Wandern im Soonwald und skizzierte bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal öffentlich den möglichen Verlauf des späteren Soonwaldsteigs. Der Vorstand des Naturpark Soonwald-Nahe ergriff die Ideen der Initiative Soonwald zum Soonwaldsteig und so konnte am 9. Mai 2009 auf Schloss Wartenstein, oberhalb des Hahnenbachtals, der Soonwaldsteig der Öffentlichkeit übergeben werden. Für den Wanderer mit Sinn für Romantik und Abenteuer verbindet er se den Saar-Hunsrück-Steig mit dem Rhein-Steig.

Die ersten Fans des Soonwaldes: Adel und Großbürger

Der Soonwald war schon Mitte des neunzehnten Jahrhunderts ein bevorzugtes Ausflugsziel der adligen und großbürgerlichen Kurgäste aus Bad Kreuznach. Sie sehnten sich in den schwülen Sommermonaten in der „müden Luft“ ihrer Kurstadt nach der frischen und „ozonreichen“ Waldluft des Soonwaldes. Die Kurstadt bot ihren „Kurfremden“ schon damals regelmäßige Ausflugsfahrten mit Kutsche und Kleinbahn in den nahen Soonwald. Das Gästebuch des Hotels der „Curcolonie Waldfriede“ bei Seesbach belegt, dass der Soonwald bald darauf ein bevorzugtes Ziel begüteter Großbürger war. Auch noch im letzten Jahrhundert bis zum zweiten Weltkrieg war gerade der südliche Soonwaldrand wegen seiner vielen Sonnenstunden und dem wenigen Regen ein aufstrebendes Fremdenverkehrsgebiet. Diese Entwicklung wurde in der Nachkriegszeit durch den Bundeswehr Jagdbombergeschwader-Standort Pferdsfeld lautstark unterbrochen. Die Gäste, die mehrheitlich die Stille des Waldes suchten, blieben aus. Über zwanzig Jahre danach kam mit dem endgültigen Abzug des Geschwaders 1997 die Ruhe zurück. Die fast zwanzigjährige Unterbrechung der touristischen Entwicklung hat sicher viele Arbeitsplätze gekostet, aber auch den Soonwald von manchen Fehlentwicklungen der Wirtschaftswunderjahre anderer Erholungsgebiete verschont.

Der Wanderer von heute findet deshalb auf dem Soonwaldsteig Abenteuer, die weder durch unnötige Waldmöblierung der siebziger Jahre, noch durch Kioske und andere touristische Mätzchen beeinträchtigt sind. Dafür fordert der Soonwaldsteig ein wenig mehr Eigeninitiative, wenn es darum geht, den gekennzeichneten Weg zu variieren, oder ihn zu verlassen, um empfehlenswerte Einkehrmöglichkeiten abseits der einsamen Strecke aufzusuchen.

Der Soonwald heute

Heute erleben Besucher aus den nahen Ballungsräumen den Soonwald wie einen wiederentdeckten Schatz, der Erinnerungen an die „guten alten Zeiten“ wachruft, als Wälder noch Wälder waren und keine durchstrukturierten Naherlebnisräume. Der Soonwald bestand bereits vor dem großen Windwurf Wiebke von 1990 zur Hälfte aus Laubholz. Nach der großflächigen Zerstörung der Fichtenbestände durch den Orkan erhöhte sich der Laubholzanteil auf 70%. Im Soonwald entstand in den letzten zwanzig Jahren ein dynamischer Laubwald mit Bäumen aller Altersklassen: eine wahre Freude für jeden Freund der Artenvielfalt und der naturgemäßen Waldwirtschaft. Der Soonwaldsteig erschließt den Soonwald über eine Strecke von immerhin 83 Kilometern zum ersten Mal für Naturliebhaber, denen das Erlebnis des Waldes wichtiger ist, als die Zahl der zurückgelegten Kilometer. Es ist an Angebot an die jungen Genusswanderer, die einerseits das authentische Naturerlebnis suchen und auch eine sportliche Herausforderung wie die Blockmeere nicht scheuen. Der Soonwaldsteig führt deshalb in weiten Teilen seiner Strecke über schmale pfadige Wege durch abseits gelegene dichte Wälder, vorbei an vergessenen Bachtälern, unbekannten Ruinen, magischen Plätzen und überraschenden Naturdenkmälern. Er meidet die breiten Forstwirtschaftswege, die mehr an Angebot an die Radfahrer sind oder dem Wanderer zu sagen, der sich mit Kilometerrekorden schmücken will. Der Soonwaldsteig lässt Platz für Abenteuer und macht überraschende Angebote an die Phantasie, besonders, wenn man es versteht  den Zeichen am Wegesrand ihre Geschichten zu entlocken.

Der Soonwaldsteig in sechs Tagesetappen:

Doch nun zu dem konkreten Verlauf. Der Soonwaldsteig beginnt am Bahnhof der Stadt Kirn an der Nahe und endet am Hauptbahnhof Bingen in Bingerbrück. Er ist rund 83 Kilometer lang. Der Einfachheit halber stelle ich den Soonwaldsteig in sechs Etappen vor. Jede Etappe lässt sich bequem in einem Tag bewältigen.

Weiterführende Infos zum SOONWALDSTEIG finden Sie auch unter

www.soonwald-nahe.de | www.naheland.net

Kartenmaterial/Prospekt erhältlich über

Naturpark Soonwald-Nahe, Telefon 0671-803370
Naheland-Touristik GmbH, Telefon 06752-137610